BLIND GUARDIAN
Große Freiheit 36, Hamburg | 13.10.2023
Freitagabend ist in der Großen Freiheit 36 mitten auf der Reeperbahn in Hamburg die Hütte voll. Blind Guardian sind in die Hansestadt gekommen und laden zu einem muckligen Abend ein, um ihr neues Album The God Machine zu präsentieren.
Angeheizt durch die durchweg gute Vorband Dawn of Extinction, wartete das Publikum gespannt auf den Headliner, deren Bühne hinter einem Vorhang umgebaut wurde. Nach einem kurzen Intro fiel der Vorhang und Blind Guardian legten gleich mal mit Imaginations from the Other Side los. Ein sehr gut abgemischter Sound ließ die Große Freiheit erbeben. Nach diesem Klassiker als Einleitung hatte Hansi seine redselige Phase. Ich bekomme es nicht mehr ganz zusammen, aber es ging – wohl inspiriert durch das Rotlichtviertel – um devote Zwerge, schmutzige Hobbits und hübsche Elben (oder so ähnlich), womit letztendlich doch noch irgendwie ein Übergang zum ersten Song des neuen Albums Blood of the Elves geglückt war. In blutrotes Licht getaucht brachten Blind Guardian das Publikum zum Kochen, nur um es dann beim dritten Song Nightfall in Ekstase zu versetzen. Ich muss nicht erwähnen, wie schön es ist, dass Blind Guardian Fans so text- und melodiesicher sind. Selten habe ich aus dem Fotograben ein solches Zusammenspiel zwischen Band und Publikum erlebt. Nach der leichten Abkühlung wurde die Schlagzahl mit Script for my Requiem und dem darauffolgenden Violent Shadows aber gleich wieder erhöht. Was für ein furioses erstes Drittel!
Das Zweite wurde mit Skalds and Shadows eingeleitet, ein Song, den man wohl schon länger nicht mehr live gehört hat. Ein guter Song, der hervorragend dargeboten wurde und dennoch in meinen Ohren an diesem Abend der schwächste Song war. Das nach Times Stands Still (At the Iron Hill) erneut durchgeschüttelte Publikum durfte nun dem Lied Secrets of the American Gods lauschen. Hat der Song für mich auf Platte noch nicht komplett gezündet, tat er es jetzt: monumental, episch, stimmgewaltig, großartig! Und während danach das Publikum die beiden Klassiker The Bard’s Song – In the Forest und Majesty textsicher verfeinerten, hakte es ein wenig bei der Melodieführung von Traveler in Time. Das üben wir noch mal, oder Hamburg? Licht aus, Vorhang zu – Zugabe! Zugabe! Zugabe!
War es das schon? Natürlich nicht! Blind Guardian ließen sich nicht lange bitten und erschienen mit Sacred Worlds zur Zugabe. Und weil man das Publikum natürlich noch mit mitsingen lassen wollte, wurden zum Schluss noch einmal drei absolute Kracher ausgepackt: Lord of the Rings, Valhalla und Mirror Mirror. Wer bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht heiser war, war es spätestens danach. Danke Blind Guardian, 15 Songs, 105 Minuten und trotzdem ein viel zu kurzer Abend im Rotlichtviertel Hamburgs! Wir sehen uns spätestens in Wacken.